Am 13. November fand die zweite Ausgabe von LVL UP HEALTH in Leipzig statt, bei der sich rund 100 engagierte Young Professionals aus dem Gesundheitswesen versammelten, um gemeinsam an einer zukunftsorientierten Branche zu arbeiten. Organisiert von INNO3, Hashtag Gesundheit e.V., BMC Brown Bag, bvitg generation_next und AHIME bot die Veranstaltung eine Plattform für Austausch, Inspiration und Zusammenarbeit – ganz nach dem Motto: Von Young Professionals für Young Professionals.
Den Auftakt machte eine inspirierende Keynote von Ann Hillig (Vorständin, IKK gesund plus), die humorvoll und scharfsinnig Generationenklischees hinterfragte und verdeutlichte, wie wichtig Kommunikation und der Austausch zwischen den verschiedenen Altersgruppen sind – auch wenn zwischen den Generationen teilweise 30 Jahre liegen. Sie betonte, dass es in einem Arbeitsumfeld nicht um das Denken in starren Schubladen gehen dürfe, sondern darum, die Stärken und Perspektiven aller Generationen zu nutzen.
Anschließend stellte Patrick Schraps (Business Development, XUND) im Rahmen der Projekt Pitch-Session „XUND“ vor – ein innovatives Healthtech-Unternehmen, das digitale Lösungen für das Gesundheitswesen entwickelt, um präzise Risikoanalysen und personalisierte Empfehlungen bereitzustellen.
Ein weiteres Highlight des Vormittags waren die Impulsvorträge und Fishbowl-Diskussion unter der Moderation von Sophia Walczyk (Leitung Stabsstelle Digitale Innovation und Kommunikation der Universitätsmedizin Greifswald). Das besondere dabei? Eine Fishbowl-Diskussion ist ein partizipatives Gesprächsformat, bei dem eine Gruppe in einem inneren Kreis ein Thema diskutiert, während das Publikum außen zuhört und bei Bedarf in die Diskussion wechseln kann.
Zunächst stellte Nadja Nardini (Beraterin für Organisationsentwicklung, Pilotprojekt „Meine Station“) das Projekt „Meine Station“ vor, dass die Vision einer selbstorganisierten chirurgischen Station Realität werden ließ. Hier übernehmen Mitarbeitende eigenverantwortlich die Gestaltung von Lösungen und arbeiten in flachen, kompetenzbasierten Hierarchien. Diese Struktur führte nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit unter den Beschäftigten, sondern zeigte auch, dass innovative Arbeitsmodelle den Herausforderungen des Personalmangels aktiv begegnen können.
Veronika Brühn (Consulting & Community, UNITY) setzte auf das große Ganze: Für sie steht strategisches Kompetenzmanagement im Mittelpunkt. Transparenz über vorhandene Skills, frühzeitiges Erkennen von Kompetenzlücken und gezielte Weiterentwicklung sind laut ihr die Basis, um strategische Ziele erfolgreich umzusetzen.
Auch Nachhaltigkeit spielte eine zentrale Rolle. Tabea Bickel (Kaufmännisches Controlling und Nachhaltigkeit, Kreiskrankenhaus Rotenburg a. d. Fulda) verdeutlichte, wie Krankenhäuser eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz spielen können. Mit smarten Ideen wie Mehrwegprodukten und Nachhaltigkeitsstrategien, die sich wie Business Cases rechnen, können Gesundheitseinrichtungen CO₂-Emissionen erheblich reduzieren. Sie plädierte dafür, Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht als Zusatzkosten, sondern als langfristigen wirtschaftlichen Vorteil zu begreifen.
Simone Becherer (Managerin Partnerpanel, AOK PLUS) brachte spannende Perspektiven aus der gesetzlichen Krankenversicherung ein. Sie stellte das Programm „Navida“ vor, welches vom Symptomcheck über die ärztliche Videosprechstunde bis zum Vorsorgekompass viele nützliche Funktionen. Ihre Botschaft: Strategische Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um Gesundheitsangebote sinnvoll zu vernetzen und echte Mehrwerte zu schaffen – für Versicherte und das gesamte System.
Dr. Anne Sophie Kubasch (Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, Universität Leipzig) berichtete von ihren Erfahrungen in Israel, wo sie Innovationen am Sheba Medical Center miterleben durfte. Mit Projekten wie „Cynergy“, das einen Algorithmus zur Vorhersage und Überwachung des Cytokine Release Syndroms nach CAR-T-Zelltherapie entwickelt, und „Kait“, einer intuitiven Plattform zur strukturierten Verwaltung von Patientendaten und zur Unterstützung therapeutischer Entscheidungen, zeigte sie eindrucksvoll, wie digitale Lösungen die Gesundheitsbranche revolutionieren können.
Das Fazit der Diskussion: Egal ob selbstorganisierte Teams, Nachhaltigkeit oder innovative Technologien – es gibt jede Menge Potenzial. Was zählt, ist Mut, Machen und die Bereitschaft, sich von alten Strukturen zu lösen.
Am Nachmittag ging es dann in einen weiteren wichtigen Teil der Veranstaltung über – die interaktiven Barcamp-Sessions. Diese Sessions boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, eigene Themen vorzuschlagen und in kleinen, offenen Gruppen über zukunftsweisende Fragestellungen im Gesundheitswesen zu diskutieren. Eine Besonderheit der zweiten Barcamp-Runde war die Einführung und Anwendung der Kopfstand-Methode. Die Methode funktioniert, indem zunächst das Problem „auf den Kopf gestellt“ wird, also in sein Gegenteil verkehrt wird, um ungewöhnliche oder neue Lösungsansätze zu identifizieren. Zu den behandelten Themen gehörten unter anderem „Das Gesundheitswesen von morgen“, in dem visionäre Modelle für die zukünftige Versorgung beleuchtet wurden, sowie „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“, bei dem der Fokus auf digitalen Lösungen für transparente und umweltfreundliche Lieferketten lag. Weitere Gruppen widmeten sich der „Krankenkasse der Zukunft“ und dem Thema „Kommunikation auf Augenhöhe“, das Strategien für eine wertschätzende Gesprächsführung und den Abbau von Hierarchieunterschieden erforschte. Auch praxisnahe Themen wie Change Management bei niedergelassenen Ärzt:innen und kleineren Einrichtungen adressierten spezifische Herausforderungen im Bereich der Veränderungsprozesse.
Nach zwei intensiven Arbeitsstunden ging der Abend nahtlos in eine inspirierende und motivierende Veranstaltung über den Dächern Leipzigs über – geprägt von Gesprächen, die noch lange nachhallen.
LVL UP HEALTH zeigte erneut, dass Mut, Energie und Zusammenarbeit die entscheidenden Treiber für Transformation im Gesundheitswesen sind. LVL UP HEALTH bot eine Plattform für Ideen und zeigte das Potenzial der Stimmen der jungen Generation – wenn sie gehört und unterstützt werden. Mit einem Zitat von Pippi Langstrumpf brachte Sophia Walczyk das Mindset auf den Punkt: „Wie soll ich etwas wissen, wenn ich es noch nie versucht hab?“
Stay tuned for LVL UP Volume 3!