Am Dienstag, 19.11.2024, fand der erste ePA Summit in Essen statt – das Highlight-Event rund um die Einführung der elektronischen Patientenakte.
Die Elektronische Patientenakte (ePA) wird die zentrale Datendrehscheibe des deutschen Gesundheitssystems. Für Januar 2025 ist die verpflichtende Einführung mit Opt-Out-Verfahren geplant – und damit verbunden eine Nutzung durch einen Großteil der Versicherten in Deutschland. Wo stehen wir bei der Einführung der ePA zum Jahresende – kurz vor dem verpflichtenden Rollout? Wie laufen die technischen, organisatorischen und kommunikativen Vorbereitungen? Welche Herausforderungen bestehen? Und welche Mehrwertversprechen gehen mit der Einführung einher? Diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus des 1. ePA SUMMITs 2024.
Mit Fachexpert:innen aus gematik, Krankenversicherungen (GKV/PKV), dem IT-nahen Umfeld, der Industrie, Leistungserbringenden sowie allen weiteren beteiligten Akteuren wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, praktische Anwendungsbeispiele vorgestellt und viel fachlicher Austausch auf Augenhöhe betrieben. Die Hauptprogrammpunkte waren Status Quo, ePA? – Wo stehen wir kurz vor der verpflichtenden Einführung im Januar 2025 – organisatorisch, technisch und kommunikativ?, Patients first? – Mehrwerte der elektronische Patientenakte für Anwender:innen umsetzen und kommunizieren, Weiterentwicklung – Blick in die Zukunft eines digital-vernetzten Gesundheitssystems rund um die ePA als zentrale Datendrehscheibe und in den Digital Showroom – Live-Demos realer Praxisanwendungen konnten erste Einblicke gegeben werden.
Die Opening Session wurde von Martin Blaschka, Geschäftsführer der INNO3, gestartet. Es folgte Andreas Strausfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der BITMARCK, in deren Räumlichkeiten der erste ePA Summit stattfand, mit einem Grußwort. Dr. Susanne Ozegowski, Leiterin Digitalisierung und Innovation, Bundesministerium für Gesundheit, begrüßte die Teilnehmer:innen mit einem digitalen Grußwort.
In einem sehr gut gefüllten Veranstaltungsraum gaben Lena Dimde und Charly Bunar von der gematik den Auftaktimpuls in den Veranstaltungstag. Sie gaben einen Überblick über die ePA inklusive kurzer Grundlegender Erläuterung, bildeten die Quellen, über welche Dokumente und Daten in die ePA kommen ab, stellten die Zusammenhänge zwischen E-Rezept und ePA dar. Sie präsentierten den Rollout und den Zeithorizont für die Einführung der ePA für alle, was viele der Teilnehmer:innen besonders interessierte. Lena Dimde verwies noch einmal auf das Umfangreiche Informationsmaterial auf der Webseite der gematik, welches für alle Akteur:innen zur Verfügung steht und gern genutzt werden soll.
Die ePA ist ein weiterer Meilenstein im Gesundheitswesen und hat zum Ziel, den sektorenübergreifende Informationsaustausch zum Wohle der Patient:innen zu verbessern.
Die drei Hauptsession: Status Quo, ePA? Bestandsaufnahme vor der verpflichtenden Einführung 2025, Patients first? – Use Cases für Anwender:innen im Fokus & Weiterentwicklung und Vernetzung – Roadmap zur zentralen Datenplattform?
An die Opening-Session schloss sich Session 1: Status Quo, ePA? Bestandsaufnahme vor der verpflichtenden Einführung 2025, moderiert von Lena Dimde (Produktverantwortliche ePA, gematik) an. Sie führte durch die Diskussion zwischen Dr. Julian Hollender (Geschäftsführer, AOK Mein Leben), Dr. med. Thorsten Hagemann (Leiter der Stabsstelle eHealth der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein), Christian Hälker (Geschäftsführer IT, PKV-Verband), Stephan Neubauer (Leitung Stabsstelle Telematikinfrastruktur/Projektleiter, medatixx) und Lukas Löffler (Senior Referent Politik, Redcare Pharmacy). Die Schwerpunkte ihrer Diskussion lagen zum einen auf dem Nutzerversprechen und zum anderen auf dem Umsetzungsstand. Beim Fazit waren sich alle einig, dass es sinnvoll ist, eine positiv gemäßigte Erwartungshaltung zu kommunizieren.
Charly Bunar (Produktverantwortlicher ePA, gematik) navigierte Prof. Dr. Sebastian Spethmann, MHBA (Stellv. Klinikdirektor, Deutsches Herzzentrum der Charité und Konsortialführer, Innovationsfondsprojekt „ePA für alle“), Marek Rydzewski (Chief Digital Officer, BARMER), Annette Rennert (Fachärztin für Allgemeinmedizin, Praxis im Kaiserviertel Dortmund), Holger Zander (Bereichsleiter Strategisches Produktmanagement, BITMARCK) und Reza Mazhari (TI-Consultant, eHealth Experts) durch die Diskussion in Session 2: Patients first? – Use Cases für Anwender:innen im Fokus. Beleuchtet wurde der digital gestützte Medikationsprozess – was kann er in der Versorgung bringen? Was wird evaluiert? Was erwarten andere Akteur:innen aus der Versorgung? Wie können die Prozesse weiterentwickelt werden?
Im Fazit fasst Charly Bunar (Produktverantwortlicher ePA, gematik) zusammen, dass jeder die Komplexität sieht, Tiefe und Reichweite der Themen versteht und keiner einfache Antworten auf komplexe Herausforderungen gibt und geben kann. Die Umsetzung der ePA betrifft alle Akteur:innen im Gesundheitswesen.
Session 3 hatte das Thema Weiterentwicklung und Vernetzung – Roadmap zur zentralen Datenplattform? Unter der Moderation von Martin Blaschka (Geschäftsleitung, INNO3) sprachen Britta Marquardt (Mitglied der Geschäftsführung, BPI -Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V.), Marcel Weigand (Leiter politische Kommunikation, TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V.; Berater/Moderator), Dr. Christian Schanes (Mitglied der Geschäftsführung, RISE), Dr. Julia Kallenberg (Program Manager Telematikinfrastruktur, Charité – Universitätsmedizin Berlin) und Tobias Wolf (Leiter Team E-Health & Telematik, IKK classic) auf der Bühne miteinander. Gestartet wurde mit der Vision der ePA als zentrale Datendrehscheibe des deutschen Gesundheitssystems und wie, wann und womit dieses Zielbild erreicht werden kann. Es folgte der Übergang zum Ausblick: welche Funktionen werden zum Launch noch nicht bereitstehen, was wird im weiteren Verlauf 2025 noch kommen? Geschlossen wurde die Session mit den Wünschen der Panellist:innen für die ePA – darunter der Grundtenor, die ePA mit offenen Armen zu empfangen und nicht zu hart zu Urteilen. Konstante Weiterentwicklungen werden notwendig sein – doch bei welcher Anwendung ist das nicht der Fall?!
Zwischen Session 2 und Session 3 fand der praktische Teil statt: Live-Demos aktueller Entwicklungsstände und laufender Weiterentwicklungen sowie ein Workshop vor Ort in Essen
Die AOK Mein Leben präsentierte sich mit dem Thema „Wie die ePA 3.0 individuelle Gesundheitslösungen ermöglicht“. Medikamentenunverträglichkeit, chronische Schmerzen oder langwierige Diagnosen? Die ePA 3.0 verändert das Spiel! Sie ermöglicht eine personalisierte Gesundheitsreise und individuelle Therapieansätze, die wirklich helfen. Mirellas Penicillinallergie, Amiras Schuppenflechte und Lukas’ Rückenprobleme – sie alle erhalten durch die ePA 3.0 endlich Lösungen, die auf ihre gesamte Krankengeschichte und Gesundheitsbedürfnisse abgestimmt sind. Die ePA ist nicht nur eine Akte, sondern der Schlüssel zu maßgeschneiderter Versorgung und zu einer neuen Art der Gesundheitsbetreuung.
Die BARMER führte eine Demo ihrer ePA-App vor und lud die Teilnehmer:innen ein, sich selbst auf dem Smartphone durchzuklicken.
Als dritte im Bunde hatten dann noch die eHealth Experts die Bühne für sich. Ihr Thema: Gamechanger in der ambulanten Versorgung. Mit der Einführung der ePA4All im kommenden Jahr steht uns erstmals die Medikationsliste zur Verfügung, die als erstes Teilstück im digital gestützten Medikationsprozess dient. Damit werden im Rahmen der ePA nicht nur Dokumente elektrifiziert, sondern auch ein Prozess verändert und digital nutzbar gemacht. Was bedeutet das in der Umsetzung? Und wie kann die Medikationsliste das Arbeiten in der Versorgung verändern? Wir demonstrieren es in unserem Showcase!
Fazit
Die ePA muss starten – auch wenn vielleicht nicht direkt zu Beginn alles reibungslos funktioniert. Darin waren sich alle Vertreter:innen aus den Bereichen Krankenkasse, Leistungserbringung, Forschung und IT einig. Ausbaufähig ist der Informationsgrad bei der Bevölkerung. Doch dies sollte sich mit entsprechend umfassender Kommunikation und Verbreitung der zur Verfügung stehenden Informations- sowie Hilfsmaterialien umsetzen lassen. In den drei Sessions wurde noch einmal deutlich, wie wichtig die sektorenübergreifende Kommunikation und Verfügbarkeit von Daten für alle Perspektiven ist.
Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, Partnern und Unterstützern, die durch ihre Expertise und ihr Engagement zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Insbesondere möchten wir auch der BITMARCK danken, dass sie uns ihre Räumlichkeiten als Veranstaltungsort zur Verfügung und uns während der Veranstaltung bestens betreut und unterstützt haben.
Fotograf Frank Lochau | Rotkopf Fotografie
Fotograf Frank Lochau | Rotkopf Fotografie