Sebastian Hilke ist Projektleiter für die TI-Modellregion Franken sowie Leiter für digitale Gesundheit und Medizin bei Bayern Innovativ. In unserem Interview erhalten wir von ihm spannende Einblicke in die TI-Modellregion Franken, ihre Bedeutung für die digitale Gesundheitsversorgung und die Erfahrungen, die bereits anhand der Modellregion Hamburg gesammelt werden konnten.
Wir sprechen mit ihm über Herausforderungen, Potenziale und wie innovative Technologien wie die TI-Messenger das Gesundheitswesen revolutionieren könnten.
Sebastian Hilke wird beim 2. TI-MESSENGER SUMMIT am 21./22. Oktober in Erlangen dabei sein und an der Diskussions-Sessions Status Quo? Update zur Einführung der TI-Messenger mitwirken.
INNO3: Was ist eigentlich eine TI-Modellregion, wie erhält man diesen Status, und was zeichnet sie aus?
Sebastian Hilke: Die TI-Modellregion Franken (TIMO-Franken) ist die zweite Telematikinfrastruktur-Modellregion in Deutschland, die von der gematik beauftragt wurde. Ziel der TIMO-Franken ist es, die Anwendungen und Dienste der Telematikinfrastruktur im Versorgungsalltag zu testen und zu fördern. Dabei werden sowohl bestehende als auch neue Anwendungen erprobt. Mehr als 180 Leistungserbringerinstitutionen in Franken, darunter Krankenhäuser, Zahnarzt- und Arztpraxen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen und weitere, sind Teil der TIMO.
Der Status als Modellregion wird durch die Beauftragung der gematik verliehen und erfordert ein umfassendes Netzwerk aus den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens.
INNO3: Wie viele Kooperationspartner und Leistungserbringende sind in der TI-Modellregion Franken involviert?
Sebastian Hilke: Aktuell sind über 180 Leistungserbringerinstitutionen vertraglich gebunden und Teil der Modellregion. Darüber hinaus gibt es diverse Kooperationspartner wie gesetzliche Krankenkassen, Verbände, Ministerien (LfP und StMGP), IT-Dienstleister vor Ort sowie Primärsysteme/Hersteller.
„Die TI-Modellregion Franken zeichnet sich durch ein innovatives Netzwerk (…) aus, das wegweisende Akzente für eine zukunftsorientierte, digitale Gesundheitsversorgung setzt.“
INNO3: Welche Praxiserfahrungen konnten in der Erprobung von TI-Anwendungen mit der gematik bereits gesammelt werden?
Sebastian Hilke: Die Bereitschaft zur Erprobung neuer Anwendungen seitens der Leistungserbringer ist hoch und Anwendungen wie das „E-Rezept“ sind weitestgehend in der Versorgung angekommen. Mit zunehmender Nutzung wächst auch die Erfahrung der Leistungserbringer. Allerdings besteht noch Nachholbedarf in einigen Versorgungsbereichen. Besonders die stationären Bereiche, wie Krankenhäuser, hinken derzeit hinterher. Auch die Pflege steht erst am Anfang, was die Anbindung an die Telematikinfrastruktur und die Nutzung der Anwendungsfälle angeht. Ein besonderes Potenzial zur Verbesserung der Versorgung ergibt sich aus dem hohen Bedarf an lückenloser und intersektoraler Kommunikation.
INNO3: Wie bewerten Sie die Mehrwerte der TI-Messenger für die beteiligten Akteure im Gesundheitssystem?
Sebastian Hilke: Der TI-Messenger ermöglicht eine schnelle und einfache Kommunikation, auch intersektoral, und bietet eine neue Möglichkeit zum Austausch versorgungsrelevanter Informationen. Das Ganze auf sichere und DSGVO-konforme Weise. Neben KIM wird der TI-Messenger eine sinnvolle Ergänzung für eine niedrigschwellige Kommunikation in und zwischen Einrichtungen sein. Aber auch für die Kommunikation zwischen Leistungserbringern und zu Versorgenden soll der TI-Messenger zukünftig zur Verfügung stehen.
„Ein besonderes Potenzial zur Verbesserung der Versorgung ergibt sich aus dem hohen Bedarf an lückenloser und intersektoraler Kommunikation.“
INNO3: Welche Aspekte funktionieren gut und wo sehen Sie aktuell Herausforderungen oder Verbesserungspotenzial?
Sebastian Hilke: Eine valide Einschätzung ist derzeit noch nicht möglich, da es in Franken noch keine Pilotierung zum TI-Messenger gegeben hat. Hier kann die Modellregion Hamburg bessere Aussagen treffen, da diese den Messenger bereits pilotiert hat. Dort gibt es eine positive Resonanz von Seiten der Leistungserbringer und es wurden bereits viele Nutzungsszenarien identifiziert, für die der Austausch via TI-Messenger mehrwertstiftend ist.
Eine Herausforderung sehen wir bei der aktuell fehlenden Refinanzierung des Messengers, was die Akzeptanz bei Ärzten hemmen könnte. Wir gehen aber davon aus, dass der TI-Messenger auch ohne Refinanzierung mit seinen Mehrwerten überzeugen kann.
INNO3: Wenn Sie einen Wunsch für die Weiterentwicklung des TI-Messengers freihätten, egal ob er umsetzbar ist oder nicht, was würden Sie sich wünschen?
Sebastian Hilke: Zum einen die Möglichkeit, direkt über den TI-Messenger Videosprechstunden durchzuführen, und zum anderen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Daten schneller zu analysieren und Antworten effizienter zu generieren.