Warum ein Hackathon mehr hinterlässt als nur Ideen – im Interview mit Ingo Hornberg

Ein Ort, der wie Klassenfahrt beginnt und wie Formel 1 endet: Ingo Hornberg, Fachberater für Digitalisierung bei der IKK classic, nimmt uns in seiner Rolle als Hacker mit hinter die Kulissen des HEALTH INSURANCE HACK+CON – einem Innovationsformat, das süchtig machen kann.

Zwischen Wohlfühlzone, Boxengassen-Atmosphäre und schlaflosen Nächten erzählt er, warum der jährlich stattfindende Krankenkassen-Hackathon mehr ist als nur ein Wettbewerb – und wie man daran wachsen kann, wenn man sich traut.

Wir haben Ingo gefragt, wie er seine bisherigen Teilnahmen erlebt hat, welchen Herausforderungen er begegnet ist, welche Learnings er mitgenommen hat und warum er das Format immer weiterempfehlen würde.

INNO3: Was hat dich an der Veranstaltung besonders angesprochen?

Ingo: Beim HIHC herrscht für mich eine ganz besondere Atmosphäre. Ich glaube, dass das auch mit den Räumlichkeiten zusammenhängt. Man kommt in das Foyer und wird sofort superherzlich aufgenommen – da wirkt alles noch, als wäre man auf Klassenfahrt. Egal, wie mies die Anreise gelaufen ist, da ist dann alles wieder gut.

Alles wirkt sehr entspannt und ist gut organisiert (denn gute Organisation erkennt man daran, dass sie dezent funktioniert), man ist gespannt auf den Give-away-Beutel – Wohlfühlzone pur!

Das wird anders, sobald man die Haupthalle betritt, vor allem, wenn schon ein paar Leute da sind. Da liegt so ein ganz eigenes Knistern in der Luft, so als würden sämtliche Synapsen aller Anwesenden in den Startlöchern stehen, um Gas zu geben. Manche rennen da schon hektisch herum, manche suchen das Gespräch, andere bleiben eher für sich und saugen die Atmosphäre auf.

So muss sich die Boxengasse vor dem Formel-1-Rennen anfühlen. Allein für diese Atmosphäre komme ich immer gerne wieder.

„Da liegt so ein ganz eigenes Knistern in der Luft, so als würden sämtliche Synapsen aller Anwesenden in den Startlöchern stehen, um Gas zu geben.“

INNO3: Mit welchen Erwartungen oder Zielen bist du in den Hackathon/die Konferenz gestartet?

Ingo: Ich war bis jetzt dreimal beim Hackathon dabei, und jedes Mal war es anders:

  • 2022 waren noch viele Befürchtungen im Gepäck. Erster Hackathon – ich weiß nix, ich kann nix, ich bin hier falsch – vor allem die Boxengasse-Stimmung empfand ich da noch als etwas einschüchternd. Ich wollte einfach viel lernen und unter dem Radar bleiben. Das ging ungefähr so lange gut, bis klar wurde, dass ich den Pitch mit vortragen sollte. Bis dahin hätte ich nie gedacht, dass das wirklich etwas für mich ist, dass ich Hackathon und pitchen „kann“.
  • 2023 hatte ich ein bisschen Erfahrung im Gepäck und dementsprechend war schon die Hoffnung im Hinterkopf, das Podium zu erreichen. Diesmal wollte ich den Pitch machen. Dass ich dann mit dem Thema und unserem Team so viel Glück hatte, dass wir Spaß und Erfolg kombinieren konnten, war natürlich das Sahnehäubchen.
  • 2024 hat mich in eine völlig neue Gedankenwelt gebracht: Ich will „den Titel verteidigen“. Aber: weiß ich einfach nur, was ich kann, oder werde ich schon arrogant? Meine Kollegin Sarah und ich wollten auf keinen Fall unser Team mit unseren Erfahrungen platt walzen, sondern eher dafür sorgen, dass alle davon profitieren. Ich war daher sehr froh, dass zwei Andere den Pitch machen wollten und Sarah und ich bei vielem quasi gecoacht haben; ich war ebenso froh, dass uns gespiegelt wurde, dass wir uns nicht in den Vordergrund gespielt haben, sondern einfach gute Teamplayer waren.

Ingo Hornberg und sein Team bei der Bearbeitung der Fragestellung

INNO3: Was waren die größten Herausforderungen, denen du begegnet bist? Und was war dein persönliches Highlight des Hackathons?

Ingo: Die größte Herausforderung war 2022 nach dem Probe-Pitch am zweiten Abend. Wir waren selbst noch der Meinung, dass der Pitch unausgegoren war, haben uns aber dennoch entschlossen, ihn zu verproben und wurden von den Probejuroren – quasi komplett zerstört.

Danach musste sich das Team gefühlt völlig neu aufstellen, es wurde eine Nachschicht eingelegt, es gab jede Menge Wut, Schweiß und Tränen. Ich war zwar im Vorfeld gewarnt worden, dass so etwas passieren kann, aber auf diese Situation kann man sich nicht vorbereiten – auch das eine einzigartige, unheimlich lehrreiche Erfahrung … die ich aber keinem wünsche.

Mein persönliches Highlight ist der Wettbewerb 2023: Ich hatte einfach riesiges Glück, so viele tolle und kompetente Menschen in meinem Team zu haben, denen bei allem Wettkampfgeist und bei aller Professionalität nie der Gedanke verloren ging, dass der HIHC, und damit Innovation, Spaß machen soll. Und den hatten wir reichlich.

Alles lief wie „geschnitten Brot“ – und wurde mit gleich zwei Preisen belohnt; vor allem den Publikumspreis habe ich gefeiert, da einen hier Leute honorieren, die genauso an der Schwelle zum Völlig-ausgelaugt-sein stehen, wie man selbst; die wissen, was man die letzten Stunden gemacht hat.

Das Team und der Pitch um #Herniehilft ist für mich wie der schönste Urlaub, den man hatte. Alles, was danach kommt, muss sich daran messen lassen.

„Bei allem Wettkampfgeist und bei aller Professionalität ging nie der Gedanke verloren, dass der HIHC, und damit Innovation, Spaß machen soll.“

INNO3: Welche Learnings hast du aus deiner Teilnahme gezogen?

Ingo: Für mich persönlich: dass ich nicht mehr an dem Probe-Pitch teilnehme und auch – vor allem Pitch-Neulingen – nicht ab-, aber dringend zur Vorsicht rate. Die Idee, den Lerneffekt dahinter verstehe ich, auch die teils harsche Kritik, die man sich einfängt. Mich würde es aber einen Abend vorher aus der Spur bringen, also lasse ich es lieber.

Generell gilt für mich:

  • Achte immer darauf, Dich nicht an Deiner Idee zu „besaufen“. Es ist schön, wenn sie Dir gefällt, aber sie muss auch anderen gefallen.
  • Wie im American Football gibt es auch in einem Team bei einem Hackathon für jede Person eine Position, auf der sie performen kann. Man kann Hackathon nicht-mögen, aber man kann ihn nicht nicht-können.
  • Jedes Team hat eine „Mutti“, und zwar unabhängig von Geschlecht oder Alter: eine hoch empathische Person, die einfach sieht, wenn man eine Pause, einen Kaffee oder einen Gesprächspartner braucht. Meistens merkt die Person selbst das gar nicht, aber alle anderen im Team.

Ingo Hornberg bei der Siegerehrung beim 6. HIHC 2024

INNO3: Warum würdest du die Teilnahme am Hackathon weiterempfehlen?

Ingo: Weil ich süchtig danach bin – okay, ernsthaft:

Der HIHC ist für mich immer der Queue, der die weiße Kugel in eine Richtung bugsiert, ein Antrieb auf verschiedenen Ebenen:

Ganz banal ist die Innovations-Ebene. Es geht immer um Ideen und/oder deren Entwicklung. Unabhängig davon, wie hanebüchen einem eine Innovation erscheint, wer hier teilnimmt, ob die Person will oder nicht, geht einen Schritt nach vorne. „Es zieht – komm lass uns die Tür erfinden.

Die Debatten-Ebene: wer meint, er könnte per diktatorischer Vollmacht seinem Team (und damit letztlich der Jury) seine Meinung aufzwingen, wird ganz schnell eingefangen. Es geht um Austausch, um Überzeugungskraft, um Argumente, aber auch um kleine rhetorische Tricks und um Zusammenwirken.

Die Synergie-Ebene: was bringt Dich dazu, nachts um halb drei doch noch einmal an den Laptop zu gehen und die Präsentation oder den Pitchtext zu bearbeiten? Das Team. Man kennt die meisten Leute erst seit wenigen Stunden, und trotzdem respektiert man die Leistung aller insoweit, als man keinen davon im Regen stehen lassen möchte.

Die eigene Grenze finden: wie gehe ich mit Leuten um, die müde sind, frustriert oder gar wütend. Wen lässt man Kaffee trinken, wen schickt man ins Bett? Was macht man mit der eigenen Frustration, mit der eigenen Meinung, die vom Team nicht angenommen wurde? Wie reagiert man darauf, wenn am 2. Abend plötzlich jemand aus dem Team sagt: „Irgendwie ist das alles Mumpitz!“, und zwei andere nicken? Hier gebe ich keine Tipps – gerne selbst herausfinden.

„Man kennt die meisten Leute erst seit wenigen Stunden, und trotzdem respektiert man die Leistung aller insoweit, dass man keinen davon im Regen stehen lassen möchte.“

Das alles sind teilweise sehr wuchtige Erfahrungen. Manche geben Substanz, manche zehren davon. Oft hat es mit Vertrauen, mit der Abgabe von Kontrolle zu tun – an Personen, die man kaum einen Tag kennt!

Und doch hat man auch sehr viel Spaß, umso mehr, wenn man sich auf das Format einlassen kann.

Ich kann jede/n verstehen, der nach einem Hackathon sagt: „einmal und nie wieder“.

Doch teilnehmen sollte jede/r einmal daran.

Wenn ich vom Hackathon nach Hause komme, bin ich erst einmal einen Tag hyperaktiv, dann zwei Tage nahe am Wachkoma, aber in den Wochen danach gefühlt konzentrierter, fokussierter, motivierter bei dem, was ich tue … als wäre mein Gehirn einmal durchgekärchert worden. Ich mag dieses Gefühl sehr, aber es hat natürlich seinen 42-stündigen Preis.

Insofern ist meine Empfehlung auch ein bisschen eine Warnung: Kommt unbedingt, schaut es Euch an und macht mit – es ist eben keine Klassenfahrt!

Neugierig geworden?
Wenn Du erleben willst, was es heißt, in 48 Stunden über dich hinauszuwachsen, echte Teamdynamik zu spüren und Innovation nicht nur zu denken, sondern zu machen – dann sei dabei! Vom 3. bis 5. September 2025 findet der HEALTH INSURANCE HACK+CON zum 7. Mal in Leipzig statt. Wir freuen uns auf Dich!

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