TI-Insights – E-Rezept mit Hannes Neumann (gematik)

Das elektronische Rezept löst das rosafarbene Papierrezept bereits seit einigen Jahren schrittweise ab. Seit dem 1. Januar 2024 ist es nun verpflichtend: Verschreibungspflichtige Arzneimittel werden von Ärztinnen und Ärzten ausschließlich auf elektronischem Weg verordnet. Das E-Rezept kann über die elektronische Gesundheitskarte oder eine E-Rezept-App verwaltet und eingelöst werden.

Die Reise wurde durch unseren E-Rezept Summit Jahr für Jahr begleitet und fand in diesem Jahr mit seiner 5. Ausgabe sein großes Finale. Doch das ist noch lange nicht das Ende unserer TI-Reihe, die die Entwicklung der Digitalisierung in der Gesundheitsbranche begleitet. Noch in diesem Jahr setzen wir unsere Serie fort: Am 22. Oktober findet der zweite TI-Messenger Summit in Erlangen (und digital) statt und am 19. November folgt der erste ePA Summit in Essen (und digital).

Hannes Neumann, Produktmanager für das E-Rezept bei der gematik GmbH, hat die Entwicklung des E-Rezepts von den Grundsteinen bis zur Verpflichtung begleitet und kennt die Höhen und Tiefen dieses Weges. In unserem Interview haben wir ihn zu seinen Erlebnissen und Eindrücken auf dieser Reise befragt.

INNO3: Wenn du an die letzten fünf Jahre E-Rezept zurückdenkst, was waren aus deiner Sicht die emotionalsten Momente und warum?

Hannes Neumann: Der Start im Sommer 2021 war nach intensiver Konzeptions-, Spezifikations- und Umsetzungsphase ein großer Schritt bei der Realisierung des E-Rezeptes, denn erstmals konnte man das E-Rezept in der Arztpraxis und Apotheke erleben. Ebenso die Botschaft, dass alle Apotheken ab September 2022 in der Lage sind, E-Rezepte einzulösen. Persönlich ist natürlich die erste eigene Erfahrung mit dem E-Rezept in der selbst entwickelten App besonders emotional.

„Persönlich ist natürlich die erste eigene Erfahrung mit dem E-Rezept in der selbst entwickelten App besonders emotional.“

INNO3: Was waren aus deiner Perspektive die größten Learnings im ersten halben Jahr, seitdem das E-Rezept im Januar 2024 verpflichtend eingeführt wurde?

Hannes Neumann: Wenn du glaubst, du hast nach 2,5 Jahren umfangreicher Pilotierung schon alles gesehen, dann irrst du. Es kann immer neue, unvorhergesehene Themen geben. Damit sollte man trotz aller Vorbereitungen immer rechnen. Dennoch funktioniert das E-Rezept nach einer Phase der Einarbeitung in vielen Praxen während des ersten Quartals flächendeckend und viele Praxen spiegeln uns, dass sie auf das E-Rezept schon heute nicht mehr verzichten wollen.

Hannes Neumann beim 5. E-Rezept Summit mit seinem Impuls „Einführung und Roadmap E-Rezept“

INNO3: Was ist deiner Meinung nach der größte Mehrwert, den das E-Rezept für die Patient:innen und Versicherten mit sich bringt?

Hannes Neumann: Gegenwärtig ist der größte Mehrwert für Versicherte die Möglichkeit, Folgerezepte auch ohne Besuch der Praxis ausstellen zu lassen, sofern im laufenden Quartal schon einmal ein Versicherungsnachweis in der Praxis vorgelegt wurde – das heißt, die Gesundheitskarte gesteckt wurde. Auch die Option, einen Botendienst zu nutzen und so die Häuslichkeit nicht einmal verlassen zu müssen, kann für Patienten mit körperlichen Einschränkungen eine große Entlastung bedeuten.

Gegenwärtig ist der größte Mehrwert für Versicherte die Möglichkeit, Folgerezepte auch ohne Besuch der Praxis ausstellen zu lassen (…) Mit Einführung der ePA für alle in 2025 wird sich auch der medizinische Nutzen (…) deutlicher zeigen. Denn dann erhalten Praxis- und Apothekenmitarbeitende Zugriff auf die Historie aller bisherigen Verordnungen und Abgabeinformationen eines Patienten und können dank dieser Übersicht besser beraten.“

INNO3: Auf welche zukünftige Weiterentwicklung oder Vernetzung des E-Rezepts freust du dich am meisten und warum?

Hannes Neumann: In Kürze werden Krankenkassen nicht nur eigene App-Lösungen für den Zugriff auf das E-Rezept anbieten, sondern auch das Stecken der Gesundheitskarte in der Praxis durch eine sogenannte „elektronische Ersatzbescheinigung“ ersetzen. Auch das kann dann aus der Krankenkassen-App heraus bequem von zu Hause aus erfolgen. Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle im Jahr 2025 wird sich – nach den bisher eher logistischen Vorteilen – auch der medizinische Nutzen deutlicher zeigen. Denn dann erhalten Praxis- und Apothekenmitarbeitende Zugriff auf die Historie aller bisherigen Verordnungen und Abgabeinformationen eines Patienten und können dank dieser Übersicht besser beraten.

INNO3: Wenn du dir etwas im Kontext des E-Rezepts wünschen könntest, das sofort umgesetzt wird, was wäre es?

Hannes Neumann: Es gibt noch einzelne Funktionen in manchen Praxisverwaltungs- und Warenwirtschaftssystemen, die noch verbessert werden könnten – trotz aller Bemühungen, eine gute User Experience in allen Systemen zu erreichen. Wir haben in Implementierungsleitfäden diese Themen den Softwareherstellern aufgezeigt und viele Hersteller machen dazu in unserem TI Score (https://www.ti-score.de/) transparent, ob sie die Themen umgesetzt haben. Eine schnellere Weiterentwicklung aller noch nicht mit Score „A“ bewerteten Lösungen wünsche ich mir im Interesse der Praxen und Apotheken, die mit den Systemen dennoch täglich arbeiten.

„eine gute User Experience in allen Systemen zu erreichen (…) wünsche ich mir im Interesse der Praxen und Apotheken, die mit den Systemen dennoch täglich arbeiten.“

Unseren ausführlichen Bericht zum 5. E-Rezept Summit 2024 könnt ihr hier nachlesen!

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