Die HEALTH INSURANCE HACK+CON 2025 hat erneut gezeigt, welche Innovationskraft in der Krankenversicherungsbranche steckt. Rund 80 Hacker:innen aus GKV, Wissenschaft und Industrie arbeiteten drei intensive Tage an praxisnahen Lösungen für aktuelle Herausforderungen. Unterstützt wurden sie auch in diesem Jahr durch erfahrene Coaches, inspirierende Workshops und ein interaktives Konferenzprogramm.
Hackathon & Fragestellungen
Während des Hackathons bearbeiteten die Teams neun spannende Fragestellungen. Die Themen reichten von der Optimierung der Gesundheitsversorgung für körperlich arbeitende Menschen über die Schaffung datengestützter Präventionsprofile für NCDs bis hin zur Entwicklung KI-gestützter Lösungen für die elektronische Patientenakte.
In intensiver Zusammenarbeit entwickelten die Teams Prototypen und Lösungskonzepte, die am Ende der Veranstaltung in Pitch-Präsentationen vorgestellt wurden. Für die besten Ideen gab es drei Preisgeld-Kategorien à 1.000 €, die die Teams untereinander aufteilen oder spenden konnten.
Beispiele der Fragestellungen und Lösungen:
A) Wechseljahre im Fokus – Gesundheitsversorgung und Arbeitswelt neu denken (AOK PLUS)
Viele Frauen erleben zwischen 40 und 55 Jahren die Wechseljahre, eine Lebensphase mit vielfältigen körperlichen und psychischen Symptomen. Bis zu 80 % der Frauen sind betroffen, dennoch fühlen sich 91 % von ihrer Krankenkasse unzureichend unterstützt.
Das Team „Mein Meno Plus“ entwickelte eine digitale Plattform, die über Selbsttests Symptome erfasst, individuelle Empfehlungen gibt und niedrigschwellige Unterstützung bietet – von Lifehacks bis zu einem Glossar. Ergänzend sorgen Poster, Buchempfehlungen und QR-Codes dafür, dass die Zielgruppe direkt erreicht wird.
B) Optimierung der stationären Versorgung durch KI (VIACTIV Krankenkasse)
Das Team „Klinik am Handgelenk“ entwickelte ein Frühwarnsystem für Patient:innen mit erhöhtem Risiko für stationäre Aufenthalte. Vitalwerte werden über Wearables erfasst und mit Krankenkassendaten kombiniert, visualisiert über ein Ampelmodell. Empfehlungen für ambulante Maßnahmen werden direkt angezeigt. So wird die Versorgung präventiv, personalisiert und digital unterstützt.
C) Versorgungsangebote für körperlich arbeitende Menschen (IKK classic)
Das Team des „Gesundheitsbuddy“ arbeitete an einer Lösung zur Stärkung der Gesundheitskompetenz körperlich arbeitender Menschen. Das Team konzipierte ein Wearable-gestütztes Datensammelsystem und entwickelte leicht verständliche Hinweise zu Rückenprävention, Ernährung und psychischer Gesundheit. Zusätzlich erarbeitete das Team ein Kommunikationsmodul, das präventive Maßnahmen im Alltag verankert. Damit legte das Team die Grundlage für nachweislich weniger Krankentage.
D) Datengestützte Präventionsprofile für NCDs (AOK PLUS)
Team „Länger gesund leben“ analysierte umfangreiche Krankenkassendaten und trainierte lernende Algorithmen, um personalisierte Präventionsprofile zu erstellen.
Das Team entwickelte außerdem einen gamifizierten Nutzerflow, einen personalisierten Feed sowie ein Anreizsystem, das die Nutzung nachhaltig erhöht. So schuf das Team einen datenbasierten Ansatz zur frühzeitigen Prävention von NCDs wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und psychischen Erkrankungen.
E) Gender Health Gap schließen (IKK classic)
Team „MedTheGap“ untersuchte Versorgungslücken zwischen den Geschlechtern und entwickelte darauf basierend ein datengetriebenes Versorgungskonzept. Das Team erarbeitete Mechanismen zur Erfassung und Dokumentation von Nebenwirkungen, konzipierte eine Forschungsdatenplattform und integrierte ePA-Funktionen zur direkten Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärzt:innen.
Das Ergebnis ist ein Ansatz, der Ungleichbehandlung reduziert und gleichzeitig erhebliche Kosten einsparen kann.
F) KI-Agenten für Krankenkassenprozesse (IBM)
Das Team hinter „MailCare“ analysierte typische Kommunikationsprozesse in Krankenkassen und entwickelte auf dieser Grundlage einen KI-Agenten, der E-Mails automatisiert vorverarbeitet.
Das Team arbeitete konkrete Antwortlogiken aus, definierte Kontrollmechanismen für Sachbearbeiter:innen und erstellte einen Prototypen, der Routineaufgaben deutlich beschleunigt und Mitarbeitende entlastet.
G) Zugang zur Versorgung für Menschen mit psychischen Belastungen (GWQServicePlusAG)
Das Team „Fadenfinder“ beschäftigte sich intensiv mit Versorgungslücken bei psychischen Belastungen und entwickelte ein Screening- und Unterstützungskonzept.
Das Team kombinierte Krankenkassendaten mit digitalen Screening-Tools, definierte Risikoindikatoren und entwarf ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot. Dadurch schuf das Team einen empathischen und effizienten Ansatz zur frühzeitigen Identifikation und Begleitung Betroffener.
H) Notfallmigration aus der Microsoft-Welt (Mobil ISC GmbH)
Das Team erarbeitete ein vollständiges Notfallszenario für den Fall eines Microsoft-Ausfalls. Es konzipierte die technische Architektur, definierte die notwendigen Migrationselemente wie Authentik und Nextcloud und entwickelte eine zentrale Landingpage für den operativen Weiterbetrieb.
Das Ergebnis ist ein klares, in 48–72 Stunden umsetzbares Notfallkonzept.
I) KI denkt ePA neu (4K Analytics)
Team I arbeitete daran, die elektronische Patientenakte zu einem aktiven Gesundheitsassistenten weiterzuentwickeln.
Das Team entwickelte KI-Modelle zur Zusammenfassung von Arztbriefen, integrierte Wearable-Daten und legte besonderen Wert auf eine verständliche Datenaufbereitung für Patient:innen. Der Ansatz überzeugte die Jury als innovativste Lösung.
HEALTH INSURANCE CON 2025
Die begleitende Konferenz am 4. September bot zahlreiche Impulse für die Zukunft der Krankenversicherung.
Session 1: Ausblick 2035 – Reformen, Wünsche & Visionen für eine nachhaltig aufgestellte Krankenversicherung
Die Diskussionsrunde wurde von Prof. Dr. Dennis Häckl moderiert und brachte Führungspersönlichkeiten aus GKV und PKV an einen Tisch: Jonas Pieper vom PKV Verband, Nico Richter von der DAK-Gesundheit, Franziska Beckebans von der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse und Uwe Deh von der IKK gesund plus.
Gemeinsam diskutierten sie, wie die Krankenversicherung im Jahr 2035 aussehen könnte, welche gesetzlichen und strukturellen Reformen notwendig sind und wie digitale Innovationen, datenbasierte Modelle und Versorgungsforschung die Zukunft der Branche prägen werden.
Dabei wurde deutlich, dass nachhaltige Finanzierung, patientenzentrierte Versorgung und der gezielte Einsatz neuer Technologien entscheidend sein werden, um langfristig zukunftsfähige Lösungen zu gestalten.
Session 2: Startup-Pitch-Session – Neue Ideen und Lösungen für die Versorgung der Zukunft
Unter der Moderation von Judith Israel präsentierten Start-ups ihre Ideen vor einem fachkundigen Publikum und der Jury.
Christian Ruff von QRaGO, Weronika Weber von INNO3 und Pavle Lederer von PROSOMA GmbH stellten ihre Konzepte vor, die von KI-unterstützten Analysen über digitale Präventionsprofile bis hin zu dem neu gegründeten Inkubator-Programm InnoTrack reichten.
Die Pitches zeigten eindrucksvoll, wie Start-ups die Versorgung der Zukunft aktiv mitgestalten können.
Session 3: Neue Kompetenzen in der Krankenversicherung
Anna Bechara moderierte die Session, die sich mit den Kompetenzen beschäftigte, die Mitarbeitende in der Zukunft der Krankenversicherung benötigen.
Dr. Christian Stephan von IQVIA hielt einen Impulsvortrag, gefolgt von einer Diskussion mit Stefan Schellberg (IKK classic), Judith Kaiser (AOK PLUS) und Nicole Lachmann (GWQ ServicePlus AG).
Dabei wurde klar, dass neue digitale Fähigkeiten, Datenanalysekompetenz und Kenntnisse über KI-Anwendungen unerlässlich sein werden. Zudem betonten die Panelist:innen die Bedeutung bereichsübergreifender Zusammenarbeit und agiler Arbeitsmethoden, um innovative Lösungen erfolgreich umzusetzen.
Session 4: Horizon Scan – KI ist das „New Normal“, was sind die „Next Big Things“ der Branche?
In dieser Session gab es Impulsvorträge von Paul Burggraf (Thryve), Hardy Gröger (IBM) und Peter Flemming (BITMARCK). Unter der Moderation von Anna Bechara wurden die Chancen und Herausforderungen der KI in der Krankenversicherung beleuchtet.
Die Speaker:innen stellten vor, wie KI Prozesse in Verwaltung, Versorgung und Patientenbetreuung effizienter gestalten kann und wie datenbasierte Analysen strategische Vorteile ermöglichen.
Die Diskussion zeigte, dass frühzeitige Implementierung und kontinuierliches Lernen entscheidend sind, um das Potenzial neuer Technologien voll auszuschöpfen.
Behind the Hack – Persönliche Einblicke hinter die Kulissen
Anstelle der bisherigen „Nacht des Scheiterns“ gab das neue Format „Behind the Hack“ Einblicke hinter die Kulissen des Hackathons.
Moderiert von Judith Israel, teilten Ingo Hornberg (IKK classic), Balthasar Kinkel (STRATEGIEWIESE) und Damaris Kröber (Coach) ihre persönlichen Erfahrungen. Sie berichteten von Herausforderungen, Fehlern, die wertvolle Learnings brachten, und besonderen Momenten während ihrer Hackathon-Jahre. Dabei wurde deutlich, wie New-Work-Prinzipien, Teamdynamik und kontinuierliches Feedback den Erfolg von Innovationsprojekten maßgeblich beeinflussen.
Wir danken allen Teilnehmer:innen, Partnern, Coaches, Jury-Mitgliedern und Speaker:innen für ihren Beitrag zu einem inspirierenden und zukunftsweisenden Hackathon und Konferenzformat!
Ausblick: health insurance hack:ed 2026
2026 wird die HEALTH INSURANCE HACK+CON zu health insurance hack:ed weiterentwickelt.
Der Hackathon bleibt das Herzstück: Drei Tage arbeiten interdisziplinäre Teams an praxistauglichen KI-Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Branche.
Ergänzt wird das Format durch Ed, ein eintägiges Weiterbildungsangebot mit „Sprint:ed“-Workshops, in denen Mitarbeitende konkrete Fähigkeiten zur strategischen und operativen Umsetzung von KI erwerben. hack:ed verbindet damit konzentrierte Teamarbeit, angewandte Innovation und praxisnahe Qualifizierung in einem Format.
Save the Date: Health insurance hack:ed 2026 wird vom 2.-4 September 2026 in Leipzig stattfinden.
Weitere Informationen werden zeitnah auf unserer Website veröffentlicht.
